Plug-in Hybrid Fahrzeuge geraten immer mehr in Kritik. Der reale Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoss dieser Fahrzeuge ist stark abhängig vom tatsächlichen Nutzungsverhalten. Je nachdem wie regelmässig die Nutzer ihr Fahrzeug laden, fallen die Emissionen um ein Vielfaches höher aus als in den Testzyklen. Wie gelingt es, den Kunden zu regelmässigem Laden zu motivieren? Welche Barrieren müssen abgebaut und welche Treiber können genutzt werden, um Anreize zu setzen? Eine laufende Studie mit der BMW Group untersucht, welche psychologischen Faktoren den Kunden zu regelmässigem Laden bewegen.

Plug-in Hybride bedingen nachhaltige Nutzung

Die Lösung zur Senkung der durch den Verkehr ausgelösten CO2-Emissionen sehen viele Automobilhersteller in der Elektromobilität, denn elektrisch angetriebene Fahrzeuge erzeugen lokal kein CO2 und tragen somit substantiell zur Reduktion des globalen CO2-Ausstosses bei. Neben reinen Elektrofahrzeugen setzen Automobilhersteller auch auf teilelektrische Fahrzeuge, welche ebenfalls an einer Stromquelle angeschlossen werden, sogenannte Plug-In Hybrid Fahrzeuge (PHEV).

Der Wandel der Automobilhersteller zur Elektromobilität geschieht allerdings nicht nur freiwillig. Mit strikten Vorgaben zwingen Regierungen die Automobilkonzerne vermehrt zur Produktion und zum Verkauf von CO2-armen Fahrzeugen, indem sie eine Obergrenze für den CO2-Ausstoss der neu zugelassenen Fahrzeugflotte festlegen. Ab 2021 haben beispielweise Automobilhersteller in Europa einen CO2-Flottenwert von 95 g pro gefahrenen Kilometer einzuhalten, ansonsten drohen hohe Strafzahlungen. Die heutige Berechnung des pro Fahrzeug ausgestossenen CO2-Wertes basiert auf dem WLTP-Prüfverfahren, einem Normverfahren, welches sich mehrheitlich auf Laborwerte stützt. Diese Werte weichen jedoch massgeblich vom realen Verbrauch ab. Künftig soll deshalb der tatsächliche Verbrauch als Messgrösse zur Einhaltung der festgelegten CO2-Obergrenze gelten, welcher wiederum vom Fahr- und Nutzungsverhalten der Endkunden abhängt. Bei PHEV-Fahrzeugen kann dieser tatsächliche Verbrauchswert besonders drastisch vom Laborwert abweichen. Denn je nachdem, ob das Fahrzeug mit Elektro- oder Verbrennungsmotor genutzt wird, ist der CO2-Ausstoss hoch oder niedrig.

Neue Studie belegt das fehlende nachhaltige Nutzungsverhalten 

In einer neuen Studie haben das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie die gemeinnützige Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT)1 die Daten von über 100’000 PHEV weltweit ausgewertet und kommen zu klaren Ergebnissen. Die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen von PHEV sind im Mittel ca. zwei- bis viermal höher als in Testzyklen, abhängig davon ob das Fahrzeug als Privat- oder Dienstwagen verwendet werden.

Um den Verbrauch von PHEV zu senken, müssen die Nutzer ihr Fahrzeug möglichst oft laden und im batteriebetriebenen Modus fahren. Dass Kunden nicht zwangsläufig laden, hängt damit zusammen, dass der Ladevorgang für den Kunden mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden ist. Im Minimalfall besteht der Aufwand im einfachen Anschliessen des Ladekabels ans Fahrzeug in der eigenen Garage. Im Extremfall kann laden aber bedeuten, eine öffentliche Ladestation ausfindig zu machen, hinzufahren, sie bedienen zu können und dafür bezahlen zu müssen. Laden ist also in jedem Fall mit Hürden verbunden, die es bei regelmässigem Laden (fast) täglich zu überwinden gilt. Deshalb soll untersucht werden, wie die Motivation zu regelmässigem Laden gesteigert werden kann.

Wie führt intrinsische Motivation zum Laden?

Möglichkeiten der Verhaltensbeeinflussung zum regelmässigen Laden bestehen in der Verwendung von extrinsischen oder intrinsischen Anreizen. Mit extrinsischen Anreizen könnte der Kunde motiviert werden zum Laden, um eine Belohnung zu erzielen oder eine Bestrafung zu vermeiden. Solche Anreize können unter Umständen den gewünschten Effekt – allenfalls kurzzeitig – erzielen, doch sind sie kostenintensiv und schränken womöglich die individuelle Freiheit ein, weil der Kunde von aussen zum gewünschten Verhalten bewegt wird.

Gerade im Zusammenhang mit nachhaltigem Verhalten zeigen bisherige Forschungsergebnisse der Psychologie und Ökonomie, dass das Hervorheben des intrinsischen Nutzens eine stärkere Wirkung hat, als extrinsische Motivation z.B. in Form finanzieller Anreize. Das Forschungsvorhaben will daher herausfinden, welche psychologischen Faktoren die intrinsische Motivation fürs Laden ausmachen und wie diese aktiviert werden können.

Unsere Forschung

Die bisherige Debatte um die Förderung der Ladeaktivität dreht sich stark um rein rationale Faktoren zur Erklärung des Konsumentenverhaltens. Dies führt dazu, dass die Förderung des Ladens nur durch einfachere Handhabung und extrinsische Anreize geschieht. Die Forschung hat jedoch Ideen und Erkenntnisse bereit, wie psychologische Faktoren den Kunden zu nachhaltigem Verhalten lenken. Solche auf psychologischen Faktoren beruhenden Mittel sind gegebenenfalls viel wirksamer und kostengünstiger umzusetzen und bislang weitestgehend ungenutzt. Die Forschungsarbeit untersucht deshalb das grundsätzliche Potential eines solchen Ansatzes im Kontext der Elektromobilität in Zusammenarbeit mit der BMW Group.

Kontakt

Flavio Kälin, flavio.kaelin@unisg.ch

Plug-in Hybrid Fahrzeuge geraten immer mehr in Kritik. Der reale Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoss dieser Fahrzeuge ist stark abhängig vom tatsächlichen Nutzungsverhalten. Je nachdem wie regelmässig die Nutzer ihr Fahrzeug laden, fallen die Emissionen um ein Vielfaches höher aus als in den Testzyklen. Wie gelingt es, den Kunden zu regelmässigem Laden zu motivieren? Welche Barrieren müssen abgebaut und welche Treiber können genutzt werden, um Anreize zu setzen? Eine laufende Studie mit der BMW Group untersucht, welche psychologischen Faktoren den Kunden zu regelmässigem Laden bewegen.

Plug-in Hybride bedingen nachhaltige Nutzung

Die Lösung zur Senkung der durch den Verkehr ausgelösten CO2-Emissionen sehen viele Automobilhersteller in der Elektromobilität, denn elektrisch angetriebene Fahrzeuge erzeugen lokal kein CO2 und tragen somit substantiell zur Reduktion des globalen CO2-Ausstosses bei. Neben reinen Elektrofahrzeugen setzen Automobilhersteller auch auf teilelektrische Fahrzeuge, welche ebenfalls an einer Stromquelle angeschlossen werden, sogenannte Plug-In Hybrid Fahrzeuge (PHEV).

Der Wandel der Automobilhersteller zur Elektromobilität geschieht allerdings nicht nur freiwillig. Mit strikten Vorgaben zwingen Regierungen die Automobilkonzerne vermehrt zur Produktion und zum Verkauf von CO2-armen Fahrzeugen, indem sie eine Obergrenze für den CO2-Ausstoss der neu zugelassenen Fahrzeugflotte festlegen. Ab 2021 haben beispielweise Automobilhersteller in Europa einen CO2-Flottenwert von 95 g pro gefahrenen Kilometer einzuhalten, ansonsten drohen hohe Strafzahlungen. Die heutige Berechnung des pro Fahrzeug ausgestossenen CO2-Wertes basiert auf dem WLTP-Prüfverfahren, einem Normverfahren, welches sich mehrheitlich auf Laborwerte stützt. Diese Werte weichen jedoch massgeblich vom realen Verbrauch ab. Künftig soll deshalb der tatsächliche Verbrauch als Messgrösse zur Einhaltung der festgelegten CO2-Obergrenze gelten, welcher wiederum vom Fahr- und Nutzungsverhalten der Endkunden abhängt. Bei PHEV-Fahrzeugen kann dieser tatsächliche Verbrauchswert besonders drastisch vom Laborwert abweichen. Denn je nachdem, ob das Fahrzeug mit Elektro- oder Verbrennungsmotor genutzt wird, ist der CO2-Ausstoss hoch oder niedrig.

Neue Studie belegt das fehlende nachhaltige Nutzungsverhalten 

In einer neuen Studie haben das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie die gemeinnützige Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT)1 die Daten von über 100’000 PHEV weltweit ausgewertet und kommen zu klaren Ergebnissen. Die realen Kraftstoffverbräuche und CO2-Emissionen von PHEV sind im Mittel ca. zwei- bis viermal höher als in Testzyklen, abhängig davon ob das Fahrzeug als Privat- oder Dienstwagen verwendet werden.

Um den Verbrauch von PHEV zu senken, müssen die Nutzer ihr Fahrzeug möglichst oft laden und im batteriebetriebenen Modus fahren. Dass Kunden nicht zwangsläufig laden, hängt damit zusammen, dass der Ladevorgang für den Kunden mit einem zusätzlichen Aufwand verbunden ist. Im Minimalfall besteht der Aufwand im einfachen Anschliessen des Ladekabels ans Fahrzeug in der eigenen Garage. Im Extremfall kann laden aber bedeuten, eine öffentliche Ladestation ausfindig zu machen, hinzufahren, sie bedienen zu können und dafür bezahlen zu müssen. Laden ist also in jedem Fall mit Hürden verbunden, die es bei regelmässigem Laden (fast) täglich zu überwinden gilt. Deshalb soll untersucht werden, wie die Motivation zu regelmässigem Laden gesteigert werden kann.

Wie führt intrinsische Motivation zum Laden?

Möglichkeiten der Verhaltensbeeinflussung zum regelmässigen Laden bestehen in der Verwendung von extrinsischen oder intrinsischen Anreizen. Mit extrinsischen Anreizen könnte der Kunde motiviert werden zum Laden, um eine Belohnung zu erzielen oder eine Bestrafung zu vermeiden. Solche Anreize können unter Umständen den gewünschten Effekt – allenfalls kurzzeitig – erzielen, doch sind sie kostenintensiv und schränken womöglich die individuelle Freiheit ein, weil der Kunde von aussen zum gewünschten Verhalten bewegt wird.

Gerade im Zusammenhang mit nachhaltigem Verhalten zeigen bisherige Forschungsergebnisse der Psychologie und Ökonomie, dass das Hervorheben des intrinsischen Nutzens eine stärkere Wirkung hat, als extrinsische Motivation z.B. in Form finanzieller Anreize. Das Forschungsvorhaben will daher herausfinden, welche psychologischen Faktoren die intrinsische Motivation fürs Laden ausmachen und wie diese aktiviert werden können.

Unsere Forschung

Die bisherige Debatte um die Förderung der Ladeaktivität dreht sich stark um rein rationale Faktoren zur Erklärung des Konsumentenverhaltens. Dies führt dazu, dass die Förderung des Ladens nur durch einfachere Handhabung und extrinsische Anreize geschieht. Die Forschung hat jedoch Ideen und Erkenntnisse bereit, wie psychologische Faktoren den Kunden zu nachhaltigem Verhalten lenken. Solche auf psychologischen Faktoren beruhenden Mittel sind gegebenenfalls viel wirksamer und kostengünstiger umzusetzen und bislang weitestgehend ungenutzt. Die Forschungsarbeit untersucht deshalb das grundsätzliche Potential eines solchen Ansatzes im Kontext der Elektromobilität in Zusammenarbeit mit der BMW Group.

Kontakt

Flavio Kälin, flavio.kaelin@unisg.ch